Waren die Wagniskapitalgeber im Hype noch massiv gewachsen, wird es nun vielerorts ungemütlich. Das einst boomende Geschäft der Start-up-Investoren funktioniert nicht mehr richtig: Verteilungskämpfe, Downsizing und fehlende Exits sorgen für Ärger. Grund genug für meinen Kollegen Jonas Rest und mich, einmal genauer hinzusehen (m+).
Das sind unsere Topthemen diese Woche:
Was es mit dem Streit bei Cavalry und Co. auf sich hat.
Warum Amazon in Deutschland nicht mehr fresh ist.
Wie Christian Reber mit Werbung für eine AfD-Koalition polarisiert.
Mit wie viel Geld das KI-Start-up 11X bewertet wird.
Exklusive Recherche: Das Beben in der Berliner Wagniskapitalszene
Hat den Streit beim Investor Cavalry für sich entschieden: Delivery-Hero-Mitgründer Claude Ritter
C. Hardt / Future Image / snapshot / SZ Photo
Ende 2022 sah es beim Berliner Investor Cavalry Ventures noch hervorragend aus. Die Fondsmanager um die drei Mitgründer Rouven Dresselhaus (41), Claude Ritter (44) und Stefan Walter (42), die unter anderem in die inzwischen abgestürzte KI-Hoffnung Aleph Alpha
investiert sind, jubelten öffentlich über frisches Geld. Mit ihrem neuen Fonds Cavalry III würden weitere 160 Millionen Euro für Start-ups bereitstehen. Das kleine Manko: Die Summe kam so nie zusammen, wie unsere Recherchen zeigen. Und inzwischen hat sich auch die Partnerschaft zerlegt. Der erbitterte Streit bei Cavalry ist sinnbildlich für die ganze Szene (m+), denn auch bei anderen Berliner Adressen wie Heartcore, Vorwerk Ventures oder Speedinvest
sind prominente Partner ausgestiegen.
Passend dazu: Die Zahl der aktiven Investoren ist in Deutschland 2024 deutlich zurückgegangen – genauer gesagt, um fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das wird in der Auswertung des Analysedienstes PitchBook deutlich, die dieser ursprünglich für das Handelsblatt angefertigt hat.
manager magazin
Köpfe: Mark Hübner ++ Nico Rosberg ++ Margrethe Vestager ++ Elon Musk ++ Donald Trump Jr. ++ Lena Mantler
Aus für Amazon Fresh: Profitieren kann Knuspr-CEO Mark Hübner
knuspr
Mark Hübner (44), Ex-Amazon-Manager und Chef des Lieferdiensts Knuspr, hat bald einen Konkurrenten weniger. Sein ehemaliger Arbeitgeber gibt den Lebensmittel-Lieferdienst Amazon Fresh in Deutschland auf,
wie mein Kollege Jonas Rest herausgefunden hat (m+). Sieben Jahren hatte Amazon es mit der Frischelieferung probiert, nun ist Schluss – und Hübner übernimmt teilweise.
Nico Rosberg (39), Ex-Formel-1-Fahrer, hat jetzt schon insgesamt 100 Millionen Dollar für seine Wagniskapitalfirma Rosberg Ventures
eingesammelt, wie wir erfahren haben. In den vergangenen Monaten sammelte er vor allem Geld bei europäischen Industriellenfamilien ein, das er nicht direkt in Start-ups steckt, sondern lieber in andere Start-up-Fonds wie Accel oder a16z.
Margrethe Vestager (56), EU-Kommissarin, haut auf ihre letzten Tage im Amt noch mal einen raus. Ihrem alten Bro Mark Zuckerberg (40) und dessen Meta-Konzern
brummt sie eine Strafe von 800 Millionen Euro auf, so viel wie nie zuvor.
Elon Musk (53), Quasi-Adoptivsohn von Donald Trump (78), bekommt sein „Department of Government Efficiency“ (kurz: DOGE). Leiten wird er es gemeinsam mit dem Pharmamilliardär und Investor Vivek Ramaswamy (39),
den mein Kollege Tim Spark hier kurz vorstellt. Das DOGE wird offiziell übrigens nicht direkt zur Regierung gehören. Die möglichen Interessenkonflikte schienen sogar Trumps Leuten zu offensichtlich. Joe Kaeser (67), Ex-Siemens-Boss und Multiaufsichtsrat, hat in einem
ausführlichen Interview mit meinem Kollegen Martin Noé (m+) übrigens diesen Satz gesagt: „Elon Musk wird vermutlich der erste Oligarch im Lande werden.“
Donald Trump Jr. (46), Donald Trumps leiblicher Sohn, wird VC-Investor. Im Wahlkampf noch wichtiger Helfer seines Vaters und prägend für dessen neu entdeckte Liebe zu Krypto,
geht der Junior nun zu 1789 Capital, einem Investor für die „parallele Wirtschaft“, für alternative Medien und Anti-ESG-Buden.
Lena Mantler (22), Younes Zarou (26) oder Nadine Breaty (26) kennen Sie nicht? Dann sind Sie wohl noch nicht (genug) auf TikTok unterwegs. Die drei zählen nämlich
zu den erfolgreichsten TikTok-Stars in Deutschland.
Von London nach San Francisco umgezogen: Das sehr männliche Team von 11X
Nordlys Photography / 11X
Das KI-Start-up 11X aus London, das wir vor einigen Wochen in einer großen Recherche zum irren KI-Boom vorgestellt hatten (m+), hat gerade eine 50-Millionen-Runde und den Einstieg des Megainvestors Andreesen Horrowitz aka a16z
bekannt gegeben. Wir vom „Tech Update“ haben derweil die Bewertung in Erfahrung gebracht: Die klettert auf 350 Millionen Dollar. Für Freude dürfte die Runde auch in Berlin-Mitte gesorgt haben: Größter Investor ist Project A, der schon in der Seed-Runde vor einem Jahr eingestiegen war und noch 18 Prozent hält (a16z hält nun rund 15 Prozent, Benchmark rund 17 Prozent). Und mit Visionaries ist auch ein zweiter Berliner Investor beteiligt – allerdings nur mit unter einem Prozent.
Die Schwarz Gruppe, der Mutterkonzern von Lidl, Kaufland und der Cloudtochter Stackit, kooperiert umfassend mit Google
. Eher überraschend, denn bislang war Konzernchef Gerd Chrzanowski (53) eher auf Anti-Big-Tech-Kurs. Nun gibt es gleich auch ein schickes Foto von ihm und Google-CEO Sundar Pichai (52). Hintergründe und Foto? Hier.
Rettung aus China? Wie Bloomberg vermeldet, könnte der chinesische Riese Geely das deutsche Flugtaxi-Start-up Volocopter
übernehmen – und damit vor einem Schicksal bewahren, dass jüngst den Konkurrenten Lilium ereilt hat: die Insolvenz.
Auch Delivery Hero
will auch an die Börse – und zwar mit seiner Nahosttochter Talabat. Nicht in den USA, sondern Mitte Dezember in Dubai. Dafür bietet der deutsche Mutterkonzern ab Ende November 15 Prozent der Anteile zum Kauf an.
Gewinner der Woche: Die Bitcoin-Könige
Profitiert von Trump-Trade: Milliardär Michael Novogratz gründete Galaxy Digital und verdient nun mächtig am Bitcoin-Aufschwung
Bloomberg / Getty Images
Nach dem Trump-Sieg steigt der Kurs der Kryptowährungen in ungekannte Höhen. Die Frage, wann denn der Bitcoin die 100.000er-Marke knackt, trendet angesichts grassierender FOMO. Meine Kollegen Maren Jensen und Christoph Rottwilm stellen die größten Profiteure des Hypes vor
. Neben Coinbase-Boss Brian Armstrong (41) auch die Winklevoss-Twins, den Zocker Michael Saylor (59) oder Tausendsassa Michael Novogratz (59). Lauter Wale, die nur darauf warten, die Shrimps zu fressen.
Zahl der Woche: minus 91 Prozent
Keinen guten Schnitt macht derweil Deliery-Hero-Konkurrent Just Eat Takeaway. Die niederländische Lieferando-Mutter verkauft ihre vor vier Jahren für 7,3 Milliarden Dollar erworbene US-Tochter Grubhub –
für gerade mal 650 Millionen Dollar. Das entspricht einem Wertverlust von rund 91 Prozent.
Error 404 – das hat noch gefehlt: Politikanalysen von Christian Reber
Polarisierer: Gründer und Investor Christian Reber
PR
Christian Reber (38) ist einst mit dem spektakulären Verkauf seiner App Wunderlist bekannt geworden und nach seinem Ausstieg bei seinem aktuellen Start-up Pitch Anfang des Jahres nach Mallorca ausgewandert. Die geografische Distanz hält ihn derweil nicht davon ab, Politikempfehlungen für die Heimat auszusprechen. CDU-Chef Friedrich Merz (69) rät er, sich für eine Koalition mit der AfD zu öffnen –
und hat damit eine hitzige Debatte losgetreten. Die Logik seiner naiven Politanalyse auf X: Der Aufstieg der rechtsextremen Partei solle verhindert werden, indem man sie mitregieren lässt. Reber sinniert, dass man ja vielleicht nur die nicht „offensichtlich rechts-radikalen“ AfD-Mitglieder in die Regierung lassen könnte. Vielleicht sollte Merz lieber auf
Profis hören statt auf Teilzeit-Analysten.
Nun wünschen wir Ihnen einen schönen Freitag, denn das war es schon wieder mit der aktuellen Ausgabe des „Tech Updates“. Leiten Sie den Newsletter gern an andere Interessierte weiter. Abonnieren können Sie uns hier
, damit Sie auch in Zukunft keine Ausgabe verpassen.
manager magazin new media GmbH & Co. KG Ein Unternehmen der manager magazin Verlagsgesellschaft mbH Ericusspitze 1 20457 Hamburg Telefon: 040 38080-333
Sitz und Registergericht Hamburg, HRB 112 086 Umsatzsteuer-ID-Nummer DE 269 1300 94