Beim Radfahren kommt es zu Unfällen, das sehen wir bei den großen Rennen, erfahren es täglich aus der Presse oder sind selbst beteiligt. Bei mir hat ein Erlebnis eines Bekannten den größten Eindruck hinterlassen. Auf einer langen Tour hatte er Schwierigkeiten beim Schaltvorgang. Die Kette kletterte nicht auf das große Blatt. Er begann, sie im Fahren mit dem Zeigefinger nach oben zu lupfen (eine Praxis, die mir nicht ganz unbekannt ist). Einmal zog er den Finger nicht rechtzeitig zurück, und für eine halbe Kurbelumdrehung war dieser zwischen Kette und Blatt eingeklemmt. Der Zeigefinger war noch dran. Aber Berichten der Mitfahrer zufolge „spritzte das Blut“.
To Drive: Es gibt auch fertige Erste-Hilfe-Sets fürs Fahrrad
Albert Shakirov / Getty Images
Seitdem habe ich auf längeren Touren eine Erste-Hilfe-Grundausstattung aus Kompressen, Mullbinde, Pflaster und Ibuprofen dabei. Und ich nahm mir vor, endlich den Erste-Hilfe-Kurs aufzufrischen, der bei mir eine Weile her ist. Oder wissen Sie noch, wie das mit der stabilen Seitenlage ging?
Vor ein paar Wochen saß ich also mit fünfzehn Fahrschülern einen Sonntag lang zusammen im Konferenzraum eines Hotels, habe mich in die Erstversorgung am Unfallort einweisen lassen, an der Plastikpuppe die Herz-Lungen-Wiederbelebung geübt und mein Wissen über verschiedene Verbandsarten aufgefrischt.
Vieles war mir (glücklicherweise) bekannt, aber es war hilfreich, die Details nochmals durchzugehen. Anderes hat sich verändert oder ist neu hinzugekommen, etwa die Einweisung in den AED, den Automatisierten Externen Defibrillator, der inzwischen an vielen öffentlichen Orten frei zugänglich ist und für die Wiederbelebung bei Herzstillstand eingesetzt werden kann.
Was davon nehme ich nun fürs Radfahren mit?
Erste-Hilfe-Set für unterwegs
Mein selbst zusammengestelltes Erste-Hilfe-Set (das aus Platz- und Gewichtsgründen schmal ausfällt) werde ich erweitern. Mit meiner bisherigen Auswahl kann ich einen Universalverband machen, aber keinen Druckverband für starke Blutungen. Dazu benötige ich zusätzlich plastikverpackte Mullbinden, die auf Höhe der Wunde in den Verband eingebunden werden und Druck an der blutenden Stelle erzeugen. Gummi-Handschuhe sind bei mir in der Werkzeugtasche, ein zweites (sauberes) Paar wandert nun zusätzlich in das Verbandsset. Eine Rettungsdecke habe ich auf längeren Strecken ohnehin dabei.
Wer sich nicht selbst den Kopf zerbrechen will, erwirbt ein fertiges Erste-Hilfe-Set fürs Fahrrad. Diese kleineren Ausgaben des herkömmlichen Verbandskastens enthalten weiteres relevantes Material wie Dreieckstuch oder eine kleine Schere.
Vorgehen im Akutfall
Wenn Sie eine einzige Sache aus dem Kurs mitnehmen, dann das, bat uns der Trainer im Erste-Hilfe-Kurs: Ist jemand bewusstlos, prüfen Sie, ob die Atmung vorhanden ist (mit dem Ohr am Gesicht und Blick zum Brustkorb). Wenn ja, legen Sie die Person in die stabile Seitenlage und wählen Sie dann den Notruf (wobei Sie die Atmung regelmäßig überprüfen). Wenn sie nicht atmet, wählen Sie jedoch zuerst den Notruf und beginnen dann mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, im Rhythmus von 110 bis 120 pro Minute (regelmäßiges Core-Training ist dafür überaus hilfreich, wie ich beim zweiminütigen Üben an der Puppe feststellen durfte). Denn hat man erst angefangen, sollte man nicht mehr pausieren (auch nicht für den Notruf) bis der Rettungsdienst eintrifft.
Das klingt erst einmal dramatisch. Mir hat es Sicherheit vermittelt. Auch zu erfahren, dass Mund-zu-Mund-Beatmung gesetzlich nicht (mehr) verpflichtend ist, und auch durch eine medizinische Maske erfolgen kann.
Grundsätzlich gilt (wie so oft): Ruhe bewahren. Annähern, Überblick verschaffen, handeln. Auch den Hinweis, Umstehende konkret in bestimmte Aufgaben einzubinden, fand ich hilfreich. So sei es erfolgreicher, den Notruf an eine bestimmte Person zu delegieren, anstatt in eine Runde, in der sich dann niemand verantwortlich zeigt.
Ich fühle mich nun besser gerüstet und klopfe zugleich auf Holz, dass ich dieses Wissen niemals benötigen werde. Falls Sie noch einen guten Vorsatz fürs nächste Jahr brauchen, lege ich Ihnen das Auffrischen Ihrer Kenntnisse sehr ans Herz. Oder zumindest der ablaufenden Materialien in Ihrem Erste-Hilfe-Set.
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende, Ihre Eva Ullrich
P.S. Was sind Ihre Tipps und Erfahrungen? Schreiben Sie mir eine E-Mail – ich freue mich, von Ihnen zu hören.
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