Eine Radbekannte ist den legendären Ötztaler Radmarathon mit seinen 227 Kilometern und 5500 Höhenmetern in neuneinhalb Stunden gefahren. Eine großartige Leistung und für mich unvorstellbar. Für sie ist es im Gegenzug nicht nachvollziehbar, wie man allein durch die Nacht radelt.
Einer der faszinierendsten Aspekte am Fahrrad als Sport- und Fortbewegungsmittel ist für mich, wie vielfältig ich es nutzen kann. Ob sportlich oder entspannt, ob allein oder im Team, ob auf der Straße oder auf schmalen Pfaden durch die Natur, für jedes Bedürfnis und jedes Leistungsniveau ist eine Variante dabei.
Zusammen durch den Wald oder allein auf die Straße:
Radfahrfans sollten ausprobieren, was ihnen am Sport am meisten Spaß macht
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Die Spannbreite ist riesig. Man kann sich in Amateurrennen messen, in organisierten Touren verausgaben oder individuelle Herausforderungen vornehmen. Man kann in der Gruppe fahren, als eingeschworenes Zweierteam an den Start gehen oder sich solo versuchen. Man kann einsame Tage (und Nächte) im Sattel verbringen oder auf einem 24-Stunden-Rennen wie „Rad am Ring“ das sportliche Volksfest seines Lebens feiern.
Man kann sich über seinen Aero-Lenker gebeugt auf Performanz konzentrieren oder sein technisches Können auf schwierigen Trails verfeinern. Oder sogar beim Kunstradfahren. Man kann in jeder freien Minute auf dem Rad sitzen oder nur zur Arbeit und zurück radeln. Man kann das Radfahren sogar drinnen betreiben (oder es zumindest simulieren), in den eigenen vier Wänden oder im Studio. Oder in der Halle fahren, wenn man das Glück hat, ein Velodrom in der Nähe zu finden. Und beim Bike-Polo kann man Fahrrad sogar als Ballsport betreiben.
Wie finde ich die Variante, die zu mir passt?
Zuerst einmal kann ich mich fragen, was mich eigentlich zum Radfahren motiviert. Geht es mir um körperliche Bewegung, um Gemeinschaft, um Wettkampf, um den Leistungsgedanken oder um das Naturerlebnis? Die Antwort weist in eine Richtung, die ich ausprobieren kann.
Ungewohntes versuchen
Dabei lohnt es sich, hin und wieder Neues auszuprobieren und Varianten zu testen, die mich auf den ersten Blick vielleicht nicht so ansprechen.
Als Langstrecken-begeisterte Fahrerin ging es mir so mit klassischen Radreisen. Von Ort zu Ort gondeln, mit häufigen Pausen, die ich eher erschöpfend finde, und ohne ambitioniertes Kilometerziel? Überraschenderweise macht es mir viel Freude, in einem gemütlichen Tempo das Land zu durchqueren. Die Zufriedenheit, aus eigener Kraft immer weiter voranzukommen, stellt sich dabei genauso ein wie beim Pedalieren gegen die Uhr.
Was liegt mir besonders?
Auch Vorlieben und Gewohnheiten aus dem Alltag können Hinweise geben, welche Variante zu mir passt. Wer Ziele mag und gern Fortschritte misst, findet vermutlich im strukturierten Training Erfüllung. Wer eher spontan und intuitiv handelt, den zieht es vielleicht zu entspannten Touren „der Nase nach“. Und wer Geselligkeit sucht, entdeckt sie in Gruppenfahrten und Radevents.
Ein anderer Aspekt sind die individuellen körperlichen Voraussetzungen. Interessante Tipps für ambitionierte Radlerinnen und Radler fand ich in Joe Friels Buch „Die Trainingsbibel für Radsportler“. Anhand von Messwerten aus Leistungstest und Selbstbeobachtung bestimmt man den eigenen Fitnesszustand und leitet ab, in welchen Bereichen man sich verbessern möchte. In einem kurzen Test erfährt man, ob man eher zum Sprinter, Bergfahrer oder Zeitfahrer tendiert. Eigentlich klettere ich gern und wunderte mich über eine Einordnung beim Zeitfahren. Andererseits passt das zu meiner Vorliebe für ausdauerndes, gleichmäßiges Kurbeln.
Egal, wie Sie es betreiben, das Radfahren schenkt in allen Versionen Freude an der Bewegung, am Fortkommen, am Wind, der einem um die Nase weht (selbst, wenn er nur aus dem Ventilator kommt). Vielleicht ist jetzt eine gute Jahreszeit, zu überlegen, was das Radfahren für Sie (noch) werden darf?
Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei und ein schönes Wochenende,
Ihre Eva Ullrich
PS: Wie haben Sie Ihre persönliche Variante des Radfahrens gefunden? Schreiben Sie mir – ich freue mich, von Ihnen zu hören.
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