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Donnerstag, 18. September 2025

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Exklusive Branchennachrichten und Analysen
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Christoph Seyerlein
Redakteur manager magazin
Liebe Leserin, lieber Leser.

Als Stimmungsanheizer für die Wiesn hatte die IAA Mobility in München 2021 und 2023 nicht getaugt. Zu trist war die Stimmung in der Branche, zu uninspiriert die Auftritte der hiesigen Marken. Noch immer steckt die Autoindustrie in einem tiefen Loch. In diesem Jahr gab sie sich bei der IAA aber zumindest Mühe, sich nicht zu sehr im Selbstmitleid zu suhlen. Die Stimmung in München war wieder besser.

So ganz vermag man dem vermeintlich zurückgewonnenen Selbstbewusstsein der deutschen Autobauer aber noch nicht trauen. Die neu präsentierten Elektromodelle können sich sehen lassen. Der Erzählung, man selbst habe jetzt ja seine Hausaufgaben erledigt, folgte aber meist reflexartig der gehobene Finger gen Brüssel: Die Politik möge das bitte auch tun und das Verbrenner-Aus kippen. So übertrieben selbstsicher wie früher scheinen viele Branchenmanager nach wie vor nicht zu sein. Unsere Themen der Woche:

  • Wie Volkswagen in die nächste Softwarefalle tappen könnte.

  • Wie dramatisch die Lage für den neuen ZF-Chef wirklich ist.

  • Wie Continentals Reifensparte zum Sahnestück werden soll.

Thema der Woche: Wie Volkswagen in die nächste Softwarefalle tappen könnte

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In der Falle? Volkswagen-Chef Oliver Blume kämpft gegen neue Softwareprobleme

In der Falle? Volkswagen-Chef Oliver Blume kämpft gegen neue Softwareprobleme

Daniel Delang / manager magazin

Als Oliver Blume (57) Volkswagen-Chef wurde, war seine größte Baustelle klar: Volkswagen brauchte schleunigst stabile Software. Blumes Vorgänger Herbert Diess (66) war seine Coder-Truppe Cariad zum Verhängnis geworden; immer wieder mussten Modelle wegen der Software verschoben werden. Blume wollte das über Kooperationen fixen – für China und für den Rest der Welt. Für letztere Mission wählte Blume Rivian . Das US-Start-up blieb dank der VW-Milliarden am Leben und sollte im Gegenzug mit seinen Software-Skills Volkswagen neues Leben einhauchen. Doch nach Informationen meines Kollegen Michael Freitag heißt es in Wolfsburg schon wieder: Code Red. Neue Milliardenkosten und Verspätungen drohen, sogar ein Notcomeback der Cariad scheint wahrscheinlich. (m+)

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Köpfe: Jana Striezel ++ Johannes Teyssen ++ Joachim Vázquez Bürger ++ Elon Musk

Zurück in Deutschland: Jana Striezel ist Contis neue Einkaufschefin

Zurück in Deutschland: Jana Striezel ist Contis neue Einkaufschefin

Pierre Bouras
  • 2019 war Continental der drittgrößte Autozulieferer der Welt. Übrig bleibt davon bald nur noch: die Reifensparte. Die Automotive-Einheit? Geht am heutigen Donnerstag als Aumovio an die Börse. Die Industriesparte ContiTech? Soll verkauft werden. Gerade für Reifenchef Christian Kötz (55) ist die Verzwergung eine Befreiung: Seine Sparte lieferte bisher etwa 80 Prozent des Konzerngewinns und musste die malade Autoeinheit mit durchschleppen. Auch Contis Reifenriege hat aber schon bessere Zeiten erlebt; von einst mehr als 20 Prozent Rendite ist man weit entfernt. Meine Kollegin Margret Hucko berichtet, wie sich Kötz und Co. wieder an solche Zahlen heranpirschen wollen (m+). Und Margret hat exklusiv erfahren: Mit Jana Striezel (48), zuletzt bei Renault, bekommt Kötz eine erfahrene Einkaufschefin an seine Seite (m+).

  • Auf der Sitzungsagenda des Lufthansa-Aufsichtsrats stand Anfang der Woche als Programmpunkt eine Art Blind Date: Die Mitglieder lernten ihren neuen Vorsitzenden kennen. Im Mai 2026 soll Johannes Teyssen (65) den amtierenden Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley (74) ablösen. Für Luftfahrtexpertise ist der frühere Eon-Chef Teyssen nicht bekannt – dafür umso mehr als Krisenpilot (m+).

  • Das Tête-à-Tête mit Joachim Vázquez Bürger wird Teyssen dem operativen Lufthansa-Management überlassen. Vázquez Bürger leitet die Ufo. Nein, der Mann will der Lufthansa nicht mit außerirdischen Flugobjekten Konkurrenz machen. Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) liegt mit der Airline im Clinch um den Tarif für das Kabinenpersonal. Die Auseinandersetzung droht zu eskalieren, Gespräche erklärte die Ufo für gescheitert.

  • Autonomes Fahren wird über die Zukunft von Tesla entscheiden. Umso wichtiger ist es für Elon Musk (54), die Story vom allmächtigen Autopiloten weiterzuspinnen. Tödliche Tesla-Unfälle sind da Gift. 2019 starb ein 15-Jähriger in Alameda County, als er mit seinem Vater in einem Tesla im Autopilotmodus saß. Einen Prozess konnte Tesla nun abwenden – es kam zu einer außergerichtlichen Einigung.

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Unternehmen: ZF Friedrichshafen ++ Bosch ++ Ford ++ Tesla ++ Volkswagen ++ JLR

Kaum da, schon Chef: Mathias Miedreich soll ZF Friedrichshafen sanieren

Kaum da, schon Chef: Mathias Miedreich soll ZF Friedrichshafen sanieren

Felix Kästle / ZF / dpa
  • Als Bundeskanzler Friedrich Merz (69) am Dienstag vergangener Woche am IAA-Stand von ZF Friedrichshafen vorbeischaute, reihte sich Mathias Miedreich (50) noch brav neben Holger Klein (56) ein. Zwei Tage später war Klein Geschichte (m+) – und Miedreich soll nach nur einem Dreivierteljahr an Bord ZF als Chef aus der Krise führen. Der ehemalige 400-Meter-Läufer wird einen Marathon im Sprinttempo absolvieren müssen; unsere Recherchen zeigen: Die Lage bei ZF ist noch brenzliger als bisher bekannt. Großaufträge, die zum Debakel wurden, interne Ermittlungen und eine gefährliche Pattsituation – Mathias Miedreich startet mit einer brutalen Erblast (m+).

  • Bosch ist wie ZF ein Zulieferergigant aus Baden-Württemberg und ein Stiftungsunternehmen. Ganz so sehr wie am Bodensee hat der Drama-Seismograf auf der Gerlinger Schillerhöhe noch nicht ausgeschlagen. Aber auch bei Bosch brennt es. Die Autosparte soll bis 2030 pro Jahr 2,5 Milliarden Euro sparen. Wie? Das ist den Arbeitnehmern nach eigener Aussage bisher nicht so recht klar.

  • Immer enger wird es auch für Ford in Europa. Die Nachfrage ist so mau, dass in der Kölner Produktion weitere 1000 Stellen wegfallen. Übrig bleibt künftig nur noch eine Schicht. Das nimmt ähnliche Züge an wie bei Opel in Rüsselsheim.

  • Überhaupt keine Schichten kann aktuell Jaguar Land Rover fahren. Nach einer Cyberattacke stehen die Bänder beim Autobauer noch bis mindestens noch bis mindestens 24. September still. Laut britischen Medien bauen Zulieferer deshalb bereits Stellen ab.

  • Tesla will seine Produktion im Werk Grünheide dagegen steigern. Werkleiter André Thierig spricht von einer „aktuell sehr guten Absatzlage“. Deutschland kann er damit kaum meinen – aber Grünheide beliefert ja auch noch mehr als 30 andere Märkte.

  • Klarer E-Auto-Marktführer in Deutschland ist mittlerweile Volkswagen. Mit weniger elektrisierenden Themen war der Konzern gerade etwas weiter westlich konfrontiert. In den Niederlanden hat sich VW mit drei Interessenvertretungen auf einen Dieselvergleich verständigt. Mehr als 100.000 Kundinnen und Kunden haben dort nun Anspruch auf eine Entschädigung.

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Zahl der Woche: 49,2

Au, au, Autoindustrie: Die 19 größten Automobilhersteller der Welt haben laut einer EY-Analyse im ersten Halbjahr gemeinsam 42,8 Milliarden Euro Gewinn eingefahren. Klingt gut? Nicht mehr so sehr, wenn man den Wert mit dem Vorjahr vergleicht; da waren es noch 84,3 Milliarden Euro oder 49,2 Prozent mehr. Besonders gebeutelt wurden zuletzt Renault, Nissan, Stellantis und Mazda. Zweistellige Renditen legten nur Suzuki (10,4 Prozent) und Kia (10,1 Prozent) hin.

Deepdrive: Kurz mal ein Auto googeln?

Der Gebrauchtwagenmarkt ist fest in der Hand von Fahrzeugbörsen. Sie bringen Käufer und Händler zusammen – und kassieren dafür ordentlich ab. Deutschlands Marktführer Mobile.de sackt beispielsweise regelmäßig Renditen jenseits der 60 Prozent ein. Wenig überraschend, dass so etwas Angreifer auf den Plan ruft. Zum Beispiel: Google . Dort experimentiert man schon länger mit sogenannten Vehicle Ads. Interessenten sollen ihr Wunschauto so am besten direkt über die Suchmaschine finden. In Spanien und Italien haben Händler schon mal getestet. Die Ergebnisse klingen verheißungsvoll: 27 Prozent mehr „Leads“ und deutlich niedrigere Kosten pro Anfrage.

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Geisterfahrer der Woche

Herber Dämpfer: Zwei Flugtaxis von XPeng-Gründer He Xiaopeng sind abgestürzt

Herber Dämpfer: Zwei Flugtaxis von XPeng-Gründer He Xiaopeng sind abgestürzt

Tobias Schwarz / AFP

Während sich Volkswagen bei der IAA für seine kommende Elektroautogeneration selbst lobte, war He Xiaopeng (47) am Stand nebenan schon wieder mindestens zwei Schritte weiter. Dem Gründer des Autobauers XPeng , der VW als Partner in China aus der Krise helfen soll, werden Elektroautos offenbar zu langweilig. Er will so richtig abheben – und träumt vom Flugtaxi. Am Dienstag wurde He Xiaopeng nach seinen vollmundigen Ansagen in München aber erst einmal knallhart geerdet: Bei einer Flugshow im chinesischen Changchun kollidierten zwei Senkrechtstarter der XPeng-Tochter Aeroth und stürzten ab. Ein Mensch wurde dabei verletzt, schwebt allem Anschein nach aber glücklicherweise nicht in Lebensgefahr.

Kommen Sie unfallfrei durch die Woche!

Ihr Christoph Seyerlein

­Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Sie erreichen meine Kolleginnen und Kollegen im Team Mobility und mich unter manage.mobility@manager-magazin.de.

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