Der wöchentliche Newsletter für erfolgreiche Führungskräfte
Antonia Götsch
Liebe
Leserin, lieber Leser.
„Ich habe meinen Platz am Tisch verloren“, las ich neulich auf LinkedIn. Eine Frau schrieb, sie sei gekündigt worden. Voller Wertschätzung blickte sie auf ihre Arbeit und ihre Kollegen zurück. Sie berichtete offen über ihre Trauer und Angst. Am Ende umriss sie ihre Fähigkeiten – und dass sie einen passenden Job suche.
Ich lese solche Beiträge jetzt öfter, vor allem von jüngeren Menschen. Eigentlich sollten wir uns bei allen persönlich bedanken, dass sie das Thema endlich aus der Scham-Ecke rausholen. Denn seien wir mal ehrlich: Über eine Kündigung spricht man nicht, daran hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum etwas geändert.
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Wir scheitern leise, erfüllt von Zweifeln und Schamgefühlen. Krisen verengen fast immer unseren Blick. Warum passiert so etwas gerade mir? Was habe ich nur falsch gemacht? Wir fühlen uns allein und isoliert, mit einer Erfahrung, die in Wahrheit Tausende andere Menschen mit uns teilen.
Ich glaube, die Scham über eine Kündigung hat hauptsächlich zwei Gründe: Wir wissen plötzlich nicht mehr, was wir sagen sollen, wenn jemand auf der Geburtstagsparty einer Freundin fragt: „Was machst du beruflich?“ Wir schämen uns, weil wir vermeintlich nichts mehr leisten, keine „Abteilungsleiterin bei“ mehr sind. Das rüttelt an unserer Identität.
Und dann ist da noch das Gefühl von entglittener Kontrolle. Wenn wir gekündigt werden, haben wir das weder geplant noch gewollt. Jemand anderes schmeißt uns ungefragt raus aus unserem Leben. Ohnmacht ist schwer auszuhalten.
Die US-Autorin Brené Brown beschreibt in ihrem Buch „Verletzlichkeit macht stark“ drei Aspekte von Scham:
Scham ist das Gefühl, nicht genügend zu leisten und nicht würdig zu sein. Wir sind sofort dabei, uns als Person zu verurteilen – und verlieren den Blick auf Verhalten und Fakten.
Scham entsteht in Beziehungen – im Blick der anderen. Wir schämen uns, wenn wir glauben, dass andere uns für unzulänglich halten oder ablehnen könnten.
Scham ernährt sich von Schweigen und Geheimhaltung. Wir trauen uns nicht, über die Kündigung zu sprechen, weil wir negative Bewertungen erwarten. Dadurch fühlen wir uns einsam und schämen uns noch mehr.
Wenn wir uns trauen, über ein Thema wie Kündigung zu sprechen, werden wir wieder Teil der eigenen Geschichte.
Wir handeln und gehen einen ersten Schritt auf dem neuen Weg. Wir stellen fest, wie viele andere unsere Erfahrung teilen. Und wir hören, dass wir für unsere Familie, Kolleginnen und Freunde viel mehr sind als die „Abteilungsleiterin bei“. Daher lasst uns über Kündigungen reden als das, was sie sind: eine Sache, die zu einer Karriere und einem Leben dazugehört, genau wie ein neuer Job oder eine Beförderung.
Wir fangen in zwei Wochen damit an. Passend zu unserem Schwerpunkt im
aktuellen Harvard Business manager laden wir Sie ein zu einem „Harvard Business manager live“ und diskutieren, worauf Sie bei einer Trennung achten müssen und wie Sie eine möglichst hohe Abfindung herausholen. Als Abonnentin oder Abonnent können Sie Nane Nebel, Karriereberaterin und Autorin des Buches „Die CEO-Bewerbung – Karrierebeschleunigung ohne Netzwerk und Headhunter“ alle Fragen stellen, die Sie rund um das Thema Kündigung beschäftigen. Spannend für alle, die gerade durch eine Kündigung gehen – oder sich für den Fall der Fälle vorbereiten wollen.
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jetzt kostenlos an für den 4. Dezember um 12 Uhr. Ich freue mich auf den Austausch mit Nane Nebel und Ihnen.
Sollten Sie momentan auf der Suche nach einem neuen Job sein, dann haben Boris Groysberg und Robin Abrahams sechs Fehler zusammengefasst, die Sie in Vorstellungsrunden unbedingt vermeiden sollten und wie Sie das am besten machen. Hier geht es direkt zum Artikel. (HBm+)
Herzliche Grüße
Antonia Götsch Chefredakteurin Harvard Business manager
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