Der wöchentliche Newsletter für erfolgreiche Führungskräfte
Antonia Götsch
Liebe
Leserin, lieber Leser.
Es gibt ein Reiseerlebnis, das mich nicht loslässt. In Peru besuchten wir die alte Inkastadt Machu Picchu. Vor dem Eingang bog ich noch mal auf die Toiletten ab, schließlich dauert der Rundgang ein paar Stunden. Vor den Waschbecken und Spiegeln drängten sich junge Frauen, die sich schminkten und föhnten. Ich band mir meine Regenjacke um die Hüfte und konnte mir zunächst keinen Reim darauf machen.
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Erst später wurde mir klar: Die Ruinen sind inzwischen eine Art Foto-Tapete für Reisende aus aller Welt. In Ponchos oder knappen Tops räkelten sich Hobby-Influencer zwischen den alten Steinen. Unser Guide konnte nicht nur die Geschichte der Ruinen erklären, sondern auch wie ein Profi fotografieren. „Bitte nicht nackt ausziehen“, erklärte er uns am Anfang die Regeln für Besucher. Und schob entschuldigend hinterher: „Alles schon passiert.“
Klar, auch ich wollte mein Erinnerungsbild (natürlich bekleidet). Doch je länger wir durch die Tempelanlagen wanderten, desto stärker gewann ich den Eindruck, viele Besucher zogen nur noch von einer Kulisse zur nächsten, ohne sich mit der Geschichte der Inka zu beschäftigen oder die Kraft dieses ungewöhnlichen Ortes auf sich wirken zu lassen.
Was gibt es in diesem Moment zu entdecken?
Social Media hat in vielen Bereichen dazu geführt, dass wir unsere Gewohnheiten verändern. Wir erleben einen Moment durch den Filter unserer Kamera oder versetzen uns in die Rolle der Betrachter, die die Bilder später sehen werden. Wofür werden wir Applaus bekommen? Was wird Freunde und unser Netzwerk interessieren?
Dabei verpassen wir häufig, was es in diesem Moment zu lernen und zu erleben gibt. Und versäumen eine echte Begegnung, etwa mit anderen Besuchern oder einem großartigen Reiseführer und Menschen wie Erwin.
Warum ich das erzähle? Weil dieses Muster in allen Bereichen unseres Lebens vorkommt, auch im Job. Wir sind so vernetzt – und gleichzeitig so einsam wie nie. Echte Beziehungen und Vertrauen brauchen Aufmerksamkeit und ehrliches Interesse.
Schauen Sie mal in Ihren Kalender, ob sich in der kommenden Woche genug Raum darin findet, ein gehaltvolles Gespräch mit Ihren Kolleginnen und Kollegen zu führen (laut Gallup hat nur ein Drittel aller Beschäftigten ein solches Gespräch in den vergangenen drei Monaten erlebt.)
Eine
Studie über Einsamkeit (HBm+) zeigte: Es braucht gar keine ungewöhnlichen Offsites, um für mehr Verbindung zu sorgen. Ein kostenloses gemeinsames Mittagessen, Meetings mit Zeit für persönliche Gespräche und Happy Hours waren bei den befragten Angestellten am beliebtesten.
Bei einer Freundin hat das Team gerade vereinbart, während Präsenzmeetings alle Geräte in der Tasche zu lassen. Zuvor war ständig ein Mitglied abgelenkt durch ein pling oder plong.
Was denken Sie: Wie können wir mehr Zeit im Moment verbringen? Schreiben Sie mir Ihre Ideen.
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