Der Preis für das Fintech-Buzzword der Woche geht dieses Mal an: Private Markets. Die Anlageklasse, bei der es um Firmeninvestments abseits der Börse geht, erlebt gerade einen Run. Broker wie Trade Republic oder Robinhood feuern ihn ordentlich an (siehe unten) – und jetzt rührt auch noch der Berliner Gangsta-Rapper Luciano
(31) die Werbetrommel (siehe ganz unten). Zuerst schauen wir aber auf eine andere Form der Beteiligung, die ebenfalls gerade viele Geldgeber elektrisiert: sogenannte Search Funds. Manche halten die sogar für rentabler als Start-up-Investitionen. Worum es dabei genau geht und warum sie vielleicht eine neue Heimat für die Highperformer von McKinsey, Rocket Internet, Deloitte und Co. bieten, hat mein Kollege Caspar Schlenk aufgeschrieben.
Topstory: Rentabler als Start-ups? Der Hype um Search Funds
Suchunternehmer: Ex-Berater Urs Weingart
träumte vom eigenen Unternehmen – und wurde mithilfe eines Search Funds zum Chef einer Wuppertaler Münzfernrohrfirma
Marcus Simaitis / manager magazin
Für Highperformer gab es lange eine klare Karriereformel: BWL-Studium an einer Eliteuni, anschließend bei McKinsey,einer Investmentbank oder Rocket Internet
ackern, dann ein eigenes Start-up oder Fintech hochziehen. Nun tun sich neue Chancen auf: im klassischen deutschen Mittelstand. Mithilfe von Investoren und einem Search Fund suchen ambitionierte Talente dabei nach lukrativen Firmen, um sich dort als Chef einzukaufen. In der Theorie ein Gewinn für alle Seiten: Die einen werden Unternehmer, ohne zu gründen. Die anderen lösen ihr Nachfolgeproblem. Und den Finanziers der Übernahme winkt eine schöne Rendite.
Christian Mohr (43), Co-Geschäftsführer von UnternehmerTUM, möchte dieses Modell jetzt verbreiten. Das Münchner Gründerzentrum von BMW-Erbin Susanne Klatten
(63) startet dazu eine eigene Search-Fund-Schmiede – mit zugeschnittenen Kursen, Mentoring und einem MBA-Programm. Auch unter Investoren sind die Search Funds gerade Talk of Town, Geldgeber wie Tengelmann haben den Trend früh für sich erkannt. Doch woher kommt die neue Goldgräberstimmung? Mein Kollege Caspar Schlenk ist dem Hype auf den Grund gegangen. (m+)
Köpfe: Valentin Stalf ++ Hermione Tomic ++ Ralf Schonherr ++ Patrick Stäuble ++ Christian Hecker ++ Vlad Tenev ++ Kilian Schmidt ++ Paolo Ardoino ++ Jan Marsalek
„Cooling-off“: N26-Gründer Valentin Stalf macht sechs Monate Pause
Christian Charisius / dpa
Valentin Stalf (39) hatte am Freitag seinen letzten Arbeitstag als Co-CEO von N26. Viel zu früh, wie er im Abschiedsinterview mit „Gründerszene“ lamentierte. Er selbst hätte gern noch „ein paar Monate“ weitergemacht. Doch seine Investoren schmiedeten andere Pläne,
wie Ihr ausführlich bei uns lesen konntet (m+). Stattdessen ist jetzt ein halbes Jahr Pause angesagt – „Cooling-off“, bevor es im Aufsichtsrat weitergehen soll.
Hermione Tomic (43), Finanzvorständin von SumUp
, lotet anscheinend einen möglichen Börsengang aus. Der britische Paymentriese könnte nächstes Jahr entweder in London oder New York debütieren, verrieten zwei Insider der „Financial Times“. Ihnen zufolge peile das Fintech eine Bewertung zwischen 10 und 15 Milliarden US-Dollar an.
Ralf Schonherr, deutscher Gründer im Silicon Valley, hat 7,8 Millionen Dollar für sein Compliance-Tool Myriad AI eingesammelt. Das Geld kommt unter anderem von Arielle Zuckerberg, der Schwester des Facebook-Gründers, die auch das Vermögen der Familie verwalten dürfte. Mit dabei sind zudem der ehemalige Solaris-Manager Jörg Diewald (55) und Banker James Freis
(54), die beide im Beirat von Myriad AI sitzen. Mehr Infos lest Ihr hier.
Patrick Stäuble (33), Gründer der Kreditplattform Teylor, schlägt wieder zu. Nach Creditshelf und dem Grenke-Factoring-Geschäft kauft er das dritte Unternehmen innerhalb von 18 Monaten: das Techprodukt CapeTec. Dahinter steht ein erfahrenes Team.
Genaueres lest Ihr heute bei Finance Forward.
Christian Hecker (36), Mitgründer von Trade Republic, predigte am Sonntag in der ehemaligen Kreuzberger Kirche St. Agnes – nicht über Gott, sondern über Geldanlage. Ganz in Schwarz und mit Apple-haftem Pathos kündigte er dort den Wandel vom Neobroker zur Vermögensverwaltung an. Erste frohe Botschaft: Das Fintech führt Private-Equity-Investitionen ab einem Euro ein, allerdings mit ordentlichen Gebühren der Partner Apollo und EQT.
Die Details dazu hat meine Kollegin Katharina Slodczyk. (m+)
Vlad Tenev (38), Mitgründer und CEO der Trading-App Robinhood, betet ebenfalls schon seit Monaten die Vorteile von sogenannten Private Markets vor – und legt dafür jetzt einen börsennotierten Wagniskapitalfonds auf. Robinhood Ventures
möchte in „führende Start-ups“ aus allen Branchen investieren. Anleger sollen so indirekten Zugang zu Hoffnungswerten jenseits der Börse bekommen. Fraglich nur, ob die Betonung auf Hoffnung oder Wert liegen wird.
Kilian Schmidt (39) arbeitet mit seinem Münchner-Start-up Kertos an einer Compliance-Software. Das begeistert auch hierzulande Investoren: Der Fintech-Geldgeber Portage führt eine Finanzierungsrunde über 14 Millionen Euro an. Mehr dazu hier.
Paolo Ardoino (41), CEO des Stablecoin-Pioniers Tether, soll angeblich hinter einem neuen Spendenvehikel für Donald Trumps (79) Kryptoagenda stecken. Das berichtet zumindest die „New York Times“. Offiziell sind bisher nur der Name und das Budget der Lobbygruppe bekannt: The Fellowship PAC möchte nach eigenen Angaben mehr als 100 Millionen US-Dollar für kryptofreundliche Politiker springen lassen, um die USA „auf dem Weg zum globalen Kryptozentrum“ zu stärken.
Jan Marsalek (45), Ex-Wirecard-Vorstand und Spion, wurde unter anderem von unseren Kollegen beim SPIEGEL
in Moskau aufgespürt.
Zahl der Woche: 8
Kryptobörsengänge haben Konjunktur: Acht Unternehmen aus der Branche haben in diesem Jahr bereits den IPO in den USA geschafft, wie die Analysefirma Renaissance Capital meldet. Zum Vergleich: 2024 gab es keinen einzigen IPO, in den Jahren zuvor jeweils nur zwei. Jüngster Senkrechtstarter auf dem Parkett ist die Kryptobörse Gemini der Zwillinge Tyler und Cameron Winklevoss
(44). Die Aktie startete am Freitag an der Nasdaq mit rund 37 US-Dollar – 32 Prozent über dem Ausgabepreis von 28 Dollar – und erreichte zwischenzeitlich fast 46 Dollar.
Ein möglicher Treiber des Booms sitzt im Weißen Haus: US-Präsident Donald Trump (79) ist bekennender Kryptokrat (m+)
und Fan der Winklevoss-Zwillinge. „Sie haben alles: Sie haben das Aussehen. Sie haben das Genie. Sie haben jede Menge Geld“, schwärmte er bei einem Zusammentreffen im Juli. Klingt nach einer kursfördernden Bromance – solange die Zuneigung anhält.
Margin Call: Get Rich or Die Tryin’
Experte für Vermögensaufbau: Der Berliner Rapper
Luciano (bürgerlich Patrick Großmann), hier bei einem Auftritt 2019, macht jetzt Werbung für Trade Republic
Jan Huebner / Lakomski / IMAGO
Der Berliner Rapper Luciano (31) macht jetzt also Finanzbildung im Auftrag von Trade Republic. Logisch, schließlich singt er ja ständig über Vermögensaufbau. Wie zum Beispiel hier in seinem ersten großen Hit „Jagen die Mio“ von 2016:
„Luciano Loco bleibt schwer kriminell Inşallah, habibo, ich verdiene schnell
Griff in die Kasse, ich handele schnell Illegal puto, verdien’ so mein Geld“
Manche mögen jetzt die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Ein Gangsta-Rapper? Als Markenbotschafter für Geldanlage? Ist das nicht komplett unseriös?? Erik Podzuweit (41) vom Erzrivalen Scalable Capital fand die Vorstellung jedenfalls abwegig. „Vielleicht fällt das zu sehr in dieses ‚Get Rich or Die Tryin‘-Image rein“, sagte er schon im Juni im OMR-Podcast, als er nach möglichen Kooperationen mit Rappern wie Gzuz oder Apache 207 gefragt wurde. „Wir können nicht ins Unseriöse gleiten.“
Ich finde die Fremdelei ja überzogen. Schließlich gibt es international genug Beispiele von Bad Boys, die ihr Geld smart (und auch legal) anlegen. Jay-Z, 50 Cent, Nas, Snoop Dogg – sie alle haben sich eine zweite Karriere als Investoren aufgebaut. Luciano verdient seine Millionen übrigens schon lange nicht mehr mit dem Griff in die Kasse, sondern mit Musik und frittiertem Hühnchen („Loco Chicken“). Bodenständiger geht es ja wohl kaum.
Das war es für diese Woche. Wenn Ihr Anregungen oder Recherchehinweise habt, meldet Euch gern unter financeforward@manager-magazin.de. Und empfehlt uns gern Freunden und Freundinnen weiter – sie können den Newsletter
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