Der aktuelle Harvard Business manager im Überblick
Liebe
Leserin, lieber Leser.
Wie umgehen mit Ego, Hybris, Selbstinszenierung? Fest steht: Dialog ist stärker als Dominanz. So bleiben Sie im Schatten von Despoten handlungsfähig (und glücklich).
Toxische Führung
Die Zeiten sind rauer geworden, das Tempo in den Unternehmen zieht an. Da treten klassische Werte wie Respekt und Rücksicht oft in den Hintergrund. Und plötzlich geben wieder Allmachtsfantasien und Selbstsucht den Ton an. Während manche Führungskräfte den Werteverfall beklagen, feiern andere die Rückkehr zu knallharter Machtpolitik.
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Narzisstische Züge:
Je nach Führungsgrad, Position und Persönlichkeit dominieren Selbstüberschätzung und Allmachtsgefühle
Kevin Dietsch / Getty Images
Drei Wege führen aus der Sackgasse: Rückzug (Exit), Widerspruch (Voice) oder Anpassung (Loyalty), sagt Merete Wedell-Wedellsborg, Adjunct Professor an der Business School IMD. Doch jede Option hat ihren Preis: Offener Widerstand kann die Karriere gefährden, blinde Loyalität kostet Überzeugung und Selbstachtung. Die Kunst liegt darin, sich nicht in die Opferrolle drängen zu lassen, sondern gezielt Einfluss aufzubauen. Wer die Psychologie der Macht versteht und sich als unverzichtbarer Teil des Systems positioniert, verschafft sich Spielraum – und bleibt handlungsfähig, auch wenn die Regeln sich ständig ändern.
Egozentrische Chefinnen und Chefs lieben die Bühne – und erwarten, dass sich alles um sie dreht. Wer bei ihnen punkten will, muss Fingerspitzengefühl beweisen. Statt auf Konfrontation oder plumpe Schmeichelei zu setzen, empfiehlt es sich, die eigenen Ideen geschickt in die Vision der Führungskraft einzubetten und echte Anerkennung zu zeigen. Wer ruhig bleibt, das Ego des Gegenübers respektiert und dennoch die eigene Integrität wahrt, kann Konflikte entschärfen und produktive Beziehungen aufbauen. Und wenn das alles nicht hilft? Dann bleibt nur die gezielte Eskalation. Aber nie allein, sondern mit Verbündeten – um Wirkung zu erzielen.
Anpassung und Widerstand reichen jedoch nicht. In einer Welt, in der Machtspiele und Hybris maßgeblich sind, braucht es mehr. Gefragt sind strategische Klugheit, psychologisches Gespür und der Mut, die eigene Rolle aktiv zu gestalten. Wer frühzeitig agiert, Netzwerke knüpft und seine Position klug inszeniert, kann auch unter Despoten Orientierung bieten – und vielleicht die Führungskultur von morgen prägen.
Prompts im Trial-and-Error-Verfahren:
"Du bist ein detailverliebter Datenanalyst und hast einen ziemlich schwierigen Chef ..."
PhonlamaiPhoto / iStockphoto / Getty Images
Das erledigt mein Bot für mich Unerfahrene User von generativer KI geben für Routineaufgaben immer wieder die gleichen Prompts ein. Viel effektiver wäre es jedoch, sich einen persönlichen KI-Assistenten zu bauen. Das geht ganz ohne Technikwissen oder Programmierkenntnisse. Die Bots helfen beim Schreiben, automatisieren Antworten auf Kundenanfragen, sortieren und priorisieren Aufgaben oder dienen als Soundingboard für die Strategieberatung. Sobald die passende Plattform gefunden ist, kann das Experimentieren beginnen. Am Ende steht eine individuelle Anleitung mit Hintergrundinformationen – das Herzstück des KI-Assistenten. Von Alexandra Samuel Zum Artikel (HBm+)
Symbiotisch schön:
Der im indischen Bangalore lebende Fotograf Sameer Raichur fotografiert Autos, die in Festwagen für Hochzeitsprozessionen verwandelt wurden und so eine Mischung aus Alt und Neu darstellen
Sameer Raichur
Der ist doch noch gut Der Gedanke, etwas völlig Neues zu erschaffen, wirkt für viele Menschen erst mal beängstigend. Zu Unrecht: Viele Innovationen sind kreative Kombinationen vorhandener Ideen. Selbst so erfolgreiche Geschäftsleute wie der Automobiltycoon Henry Ford oder Netflix-Mitgründer Reed Hastings erzielten ihre Durchbrüche, indem sie auf Bekanntes setzten. Zwei Experten haben daraus eine Methode entwickelt, die Erfindungen leichter macht: Beim "Precedents Thinking" geht es darum, 1. zu verstehen, was das Problem ist, 2. nach passenden Präzedenzfällen zu suchen und diese 3. zu etwas Neuem zu kombinieren. Von Stefanos Zenios, Ken Favaro Zum Artikel (HBm+)
Stetige Veränderung:
Ein Baum, der wachsen darf, verändert nicht nur sein Äußeres, sondern mit den Jahren auch seinen Kern
Bryan Nash Gill
Jetzt passt es (fast) für immer Mitwachsende Dreiräder, Software oder Brillengläser sind typische Beispiele für Produkte, die sich immer wieder an veränderte Bedürfnisse anpassen. Dass sie die Nutzungsdauer erheblich steigern, kommt nicht nur den Kunden und der Umwelt zugute. Auch Unternehmen profitieren davon: Sie können Vorreiter in einem Markt werden, der zunehmend Wert auf Langlebigkeit und Umweltbewusstsein legt. Sie können Premiumpreise oder Gebühren für Upgrades verlangen. Und durch den längeren Lebenszyklus verkaufen sie mehr Ergänzungen und Zubehör oder verdienen Geld mit Wartungsverträgen. Von Vijay Govindarajan et al. Zum Artikel (HBm+)
Zerbrechliches Vertrauen: Mit den üblichen Managementmethoden kommt man hier nicht weit
rob dobi / Getty Images
Vertrauensfrage Misstrauen, Konkurrenz und fehlende Kommunikation prägen viele Teams und führen zu Konflikten und Leistungseinbußen. Tief verwurzelte Schutzmechanismen und mangelndes Vertrauen können die Zusammenarbeit erheblich blockieren. Um toxische Dynamiken zu überwinden, empfiehlt Michael D. Watkins, Professor an der IMD in Lausanne, einen systematischen Ansatz: Zuerst die Ursachen analysieren, dann mit gezielten Maßnahmen das Vertrauen wieder erhöhen. Nur durch Vorbildfunktion, offene Kommunikation und klare Regeln lässt sich verlorenes Vertrauen nachhaltig wiederherstellen. Von Michael D. Watkins Zum Artikel (HBm+)
Bis zum Umfallen:
Wenn die eigene oder auch die Produktivität Ihrer Mitarbeitenden toxisch wird, ist es Zeit gegenzusteuern
Sean Justice / Getty Images
Vollkommen am Ende Muss erst einer zusammenklappen? Die Überzeugung, ständig Leistung bringen zu müssen, ist in unserer Arbeitskultur tief verankert. Tatsächlich gefährdet diese Haltung aber unsere Gesundheit und Lebensqualität. Studien zeigen zudem, dass Überarbeitung die Produktivität verringert. Besonders Frauen und Führungskräfte sind betroffen. Um dies zu ändern, sollten Unternehmen gesunde Arbeitsweisen fördern, klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit ziehen und womöglich mit einem "Doomsday" Meetings reduzieren. Dabei ist ein kultureller Wandel hin zu mehr Empathie und Balance entscheidend. Von Jennifer Moss Zum Artikel (HBm+)
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